Page 246 - Vinkler, Jonatan, in Jernej Weiss. ur. 2014. Musica et Artes: ob osemdesetletnici Primoža Kureta. Koper: Založba Univerze na Primorskem.
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musica et artes

die Mahler-Witwe fokussierte – Darstellung durch Hilms kann durch die be-
reits genannte Monographie über Anton Hanak im Detail ergänzt werden.11

Mit der Planung des Denkmals wurde vom Komitee der Architekt und
Professor an der Wiener Akademie der bildenden Künste Peter Behrens12 be-
auftragt, der für die Durchführung des Projekts unter Anderen auch Anton
Hanak vorschlug. Dieser lieferte eine große Anzahl von Skizzen und Entwür-
fen und erklärte sich nach anfänglichem Zögern bereit, an dem Projekt unen-
tgeltlich mitzuarbeiten und für das von Behrens konzipierte architektonische
Modell plastische Entwürfe zu liefern. Als Standort für das Denkmal wur-
de der Schwarzenbergplatz (Wien 1), hinter dem Hochstrahlbrunnen und di-
rekt an die Mauer des Schwarzenberg-Gartens anschließend gefunden. Nach
zahlreichen Skizzen und Modellen wurde Hanaks Entwurf einer „Gruppe von
drei männlichen Gestalten [...], Knabe, Jüngling und reifer Mann, in denen der
Ausdruck der Mahlerschen Musik festgebannt ist“13 am 18. November 1929 vom
Komitee unter dessem Vorsitzendem Guido Adler angenommen; es wurde
dabei beschlossen, aus Kostengründen auf die Architektur zu verzichten.
Daraufhin kam es zum Eklat: Die künstlerischen Beiräte, Moll und Roller,14 die

immer den Standpunkt vertreten hatten, daß die Architektur das eigentliche Den-
kmal darstellen würde und man daher nur bei der Plastik einsparen könnte, fühl-
ten sich übergangen und traten [...] aus dem Komitee aus.15
Auf Vermittlung des Wiener Stadtrats für Wohfahrtspflege Julius Tandler16
wurde vom Komitee auf den architektonischen Entwurf in neuer Form zurüc-
kgegriffen, den dieser mit seinem Assistenten und Kompagnon Alexander
Popp erarbeitet hatte. Hanak entwarf dazu eine 1,6 Meter hohe und 2,1 Meter
breite Kopfplastik Mahlers. Die Ausführung dieses neuen Denkmalprojekts
wurde vom Komitee am 7. Oktober 1930 beschlosssen. Obwohl die Steine für
das Denkmal im Jänner 1931 bereitlagen, wurde dessen Ausführung durch
Fürst Schwarzenberg am 23. März 1931 mit der Begründung verhindert, „dass
der Scheitelpunkt des Kopfes die Umfassungsmauer des Schwarzenberggartens

11 Anton Hanak (wie Anm. 3). Die folgende Darstellung beruht auf dieser Arbeit, wobei besonders
auf jene ihrer Bezüge zu den unten mitgeteilten Adler-Archivalien herausgearbeitet wurden, die
zu deren näherer Erklärung und Ergänzung dienen können.

12 Zu diesem s. Architektenlexikon Wien 1770 – 1945 (Wien: Architekturzentrum Wien), http://archi-
tektenlexikon.at (13. 1. 2015).

13 Anton Hanak, 196.
14 Zum Maler Carl Moll, dem Stiefvater von Alma Mahler, s. Czeike, Bd. 4 (Wien: Kremayr &

Scheriau, 1995), und Hilmes (s. Reg.). Zum Maler und Bühnenbildner Alfred Roller s. ebd.
15 Anton Hanak, 196.
16 Zu diesem Czeike, Bd. 5.

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