Page 24 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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konservator iji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela

Interessant ist die Zusammensetzung des Lehrkörpers: 14 Professo-
ren für „Solfège“, welches Fach alle Schüler bzw. Schülerinnen besuchen
mußten, 7 Professoren für Komposition, 19 für Klarinette, 6 für Flöte, 4 für
Oboe, 12 für Fagott, je 6 für 1. und 2. Horn, 2 für Trompete, 1 für Posaune,
4 für Serpent, 1 für Buccini samt Tuba8, 1 für Pauke, 8 für Violine samt Vi-
ola, 4 für Violoncello, 1 für Kontrabaß, 6 für Klavier, 1 für Orgel, 3 für „Vo-
calisation“ (Sprechübungen), 4 für Gesang (chant simple), 3 für „chant dé-
clamé“ sowie 3 für Klavierbegleitung.

Wie sehr das Conservatoire aber immer noch ein quasi militärisches
Institut war, ersieht man nicht nur aus seiner Verpflichtung, täglich ein
Musikkorps für den Aufzug der Nationalgarde zu liefern, sondern auch aus
der Aufgabenverteilung der 115 Professoren, wenn es um die Ausführung
von Musik bei offiziellen Anlässen ging. Neben dem „Chef d’orchestre“, 5
ebenfalls dirigierenden Komponisten sowie 10 die Gesangseleven einstu-
dierenden (und auch dirigierenden) Musikern hatten 30 Professoren Kla-
rinette zu spielen, 18 Fagott, 10 Flöte, 12 Horn, 8 Serpent, 4 Trompete, 3 Po-
saune, 2 Tuba, 2 Buccini und je zwei Pauke, Cymbal, kleine Trommel, große
Trommel und Triangel (es wurden also auch sämtliche Streicher gleichsam
„militärisch“ eingesetzt).9

1800 wurden die großen staatlichen Feste aufgelassen, die Konzentra-
tion galt nun ausschließlich dem Unterricht. Besonders bedeutend wurde
in jenen Jahren der Violinunterricht, den Pierre Rode, Pierre Baillot und
Rodolphe Kreutzer abhielten, die dann auf der Basis des von Giovanni Bat-
tista Viotti empfangenen Unterrichts 1803 die sogenannte „Violinschule des
Conservatoriums der Musik in Paris“ herausgaben.

1806 wurden noch die Fächer „Harmonie“ sowie „Gesangs-Vorberei-
tung“ eingeführt, das Fach Deklamation gab es als „chant déclamé“ sowie
als „déclamation“ für „la scène lyrique“, also für Melodram und empfind-
same Oper. Außer Solfège sowie „Kursen in allgemeiner Theorie und Mu-
sikgeschicht“10 mußten die Studierenden kein ästhetisch-stilistisches Fach
besuchen, dafür war ihr instrumentales Können groß, wie die Konzerte
des Conservatoire belegen: Am 24. Oktober 1797 konnte man eine Sinfo-
nia concertante für Flöte, Horn und Fagott von Charles-Simon Catel sowie
eine für 2 Violinen von Giovanni Battista Viotti hören, am 4. Dezember
1798 eine solche von Ignaz Pleyel, am 9. Jänner 1800 ein Hornkonzert von

8 „tubae corvae“.
9 Pierre, Le Conservatoire National de musique et de déclamation, 125.
10 Ibid., 226.

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