Page 433 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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summaries

um wurde es finanziell völlig abgesichert. Richtunggebend für seine küns-
tlerische Profilierung war sein zweiter Direktor Frico Kafenda (1883–1963),
Musikpädagoge und Komponist, der in Leipzig studierte und die Schule
mehr als ein Vierteljahrhundert (1922–1949) leitete. Die Lehrmethoden
stützten sich namentlich auf die Erfahrungen der deutschen und tschechis-
chen Musikpädagogik. Es wurde stufenweise in fünf Musikfächern (In-
strumental-, Klavier-, Gesang-, Orgel- und Kompositions- und Dirigier-
fach) und auch im dramatischen Fach unterrichtet. Eine Gelegenheit für
die Präsentation der Reife und des Niveaus der pädagogischen Arbeit am
Konservatorium waren die internen und öffentlichen Produktionen der
Studenten, wobei die Auswahl der Kompositionen natürlich auch die Spe-
zifika des Repertoires für die jeweiligen Musikfächer widerspiegelte. Mit
der reichen Konzerttätigkeit trugen seine Pädagogen und Schüler zu einem
regen Musikleben in Bratislava bei. Die Tätigkeit des Bratislavaer Konserv-
atoriums erzielte schon in den ersten Jahrzehnten verdienstvolle Ergeb-
nisse und bildete, was das Wichtigste war, die Basis für die Professionalisi-
erung der slowakischen Musikkultur sowie für die erfolgreiche Entfaltung
der Interpretationskunst.
Schlüsselwörter: Bratislava, Konservatorium, Frico Kafenda, Musikerzie-
hung, Konzerte

Helmut Loos
Das Landeskonservatorium der Musik zu Leipzig
in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg
Die Katastrophe des Ersten Weltkriegs katapultierte das deutsche Musikle-
ben in eine komplett neue Situation, die den Konservatorien jegliche finan-
zielle Basis raubte. Wie ganz Deutschland befand sich das Konservatorium
der Musik zu Leipzig in einer bedrängenden Notsituation. Die wirtschaft-
lichen Verhältnisse waren katastrophal, wie in vielen Verlautbarungen der
Zeit nachzulesen ist, etwa in der Klage, dass das Einkommen der Konserv-
atoriumsbeschäftigten nicht einmal die Höhe der Proletariergehälter er-
reiche. Die Studierenden bildeten eine „Vereinigung der Studierenden am
Konservatorium zu Leipzig“, um die größten Notlagen gemeinsam zu be-
wältigen. Die Kunde von der Gründung einer staatlichen Hochschule für
Musik in Dresden rief den entsetzten Einspruch des Leipziger Konservato-
riums allein aufgrund der untragbaren Verhältnisse hervor. Am 12. März
1920 erhob das Konservatorium beim Ministerium des Kultur und öffen-
tlichen Unterrichts in Dresden in einem ausführlichen Brief Einspruch

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