Page 36 - Weiss, Jernej, ur. 2017. Glasbene migracije: stičišče evropske glasbene raznolikosti - Musical Migrations: Crossroads of European Musical Diversity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 1
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glasbene migracije: stičišče evropske glasbene raznolikosti

Lasso der erste Komponist ist, der in den Niederlanden Madrigale heraus-
brachte. Zudem waren einem Sammeldruck Susatos weitere sechs „Villane-
schen“ Lassos beigegeben. Und nach der schon erwähnten Madrigalsamm-
lung von Venedig folgten weitere Drucke 1557 in Rom, 1563 in Rom, 1567 in
Venedig, 1583 und 1585 in Nürnberg, ergänzt von der 1581 in Paris erschie-
nenen Sammlung „Libro de villanelle, moresche, et altre canzoni“.

Bevor wir uns mit den italienischen Liedern Lassos beschäftigen, sei
kurz sein Lebenslauf ergänzt: 1556 ging er als Tenorist an den Münchener
Hof von Herzog Albrecht V., wo er, ab 1563 Kapellmeister, bis an sein Le-
bensende im Jahre 1594 blieb. In diesen Jahren trat er zunächst vor allem
mit Motetten hervor, ab 1566 auch mit Messen, doch erschienen bald, nicht
zuletzt durch Anregungen, die er in Antwerpen empfangen hatte, Samm-
lungen französischer Chansons aus seiner Feder, nachdem einzelne Werke
dieser Gattung bereits 1556 in Sammlungen von Adrien Le Roy publiziert
worden waren: 1560 je eine Sammlung in Löwen und Antwerpen, 1564
ebenfalls in diesen beiden Städten, 1565 in Paris, und 1570 folgte in Paris die
Sammlung „Mellange [...] contenant plusieurs chansons“ zu 4, 5, 6, 8 und 10
Stimmen, denen dann 1576 und 1584 weitere „Mellanges“ folgten. 1571 rei-
ste Lasso nach Paris, wo er mit den Hofmusikern Etienne Le Roy sowie Gu-
illaume Costeley Verbindung aufnahm und Anfang Mai sogar von König
Charles IX. empfangen wurde; weiters erhielt er das persönliche Druckpri-
vileg für Frankreich. Reisen nach Prag und Wien brachten ihn mit Kaiser
Maximilian II. zusammen, der ihn für Widmungen von Kompositionen
reich beschenkte und dann 1571 beim Reichstag zu Speyer in den Adels-
stand erhob. Und 1574 wurde er von Papst Gregor VIII. als Dank für eine
ihm gewidmete Messensammlung in den „Orden des heiligen Petrus mit
dem goldenen Sporn“ aufgenommen.

Das „deutsche Umfeld“ in München brachte dann ab 1567 auch
deutschsprachige Kompositionen hervor: zunächst „Newe Teütsche Lied-
lein mit Fünff Stimmen“ mit einem 1572 sowie 1576 folgenden 2. und 3.
Teil, welch letzterer sogar den Titel „Der dritte Theil schöner, newer teut-
scher Lieder“ trug. 1583 folgten „Newe Teutsche Lieder, Geistlich und welt-
lich“, 1588 „Teutsche Psalmen“, und 1590 noch „Newe Teutsche, unnd etli-
che Frantzösische Gesäng mit sechs Stimmen“, nachdem bereits 1582 die
Sammlung „Etliche außerlesene kurtze gute geistliche und weltliche Lied-
lein mit 4 Stimmen, so zuuor in Französischer Sprach außgangen“ erschie-
nen war –­ mit Werken, die sich schließlich in beiden Sprachen hoher Popu-
larität erfreuten und bis heute erfreuen.

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