Page 46 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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konservator iji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela

schaftlich plädiert er gegen die Pläne der Gründung einer neuen Hochschu-
le für Musik in Dresden, auch wenn sie einstweilen vom Landtag abgelehnt
worden sei, und für eine Stärkung der eigenen Einrichtung.

Die Studierenden bildeten eine „Vereinigung der Studierenden am
Konservatorium zu Leipzig“, um die größten Notlagen gemeinsam zu be-
wältigen. Die „Vereinigung der Freunde und Förderer des Konservatoriums
der Musik zu Leipzig“ unterstützte den Spendenaufruf ganz praktisch und
ein wenig hilflos mit der Angabe ihrer Bankverbindung.16 Nur durch ei-
nen Zuschuss der Stadt Leipzig von 2 ½ Millionen Mark wurde die Schlie-
ßung abgewendet, doch war dies keine Lösung auf Dauer, vielmehr richte-
te sich weiter alle Hoffnung auf den Staat.17 Als Stephan Krehl am 9. April
1924 verstarb, war die Lage keineswegs gesichert, Walter Davisson führ-
te vertretungsweise die Direktorialgeschäfte weiter bis zur Berufung des
neuen Direktors Max Pauer18 Die eingeleiteten Maßnahmen waren dras-
tisch: trotz weiterer Unterstützung durch die Sächsische Regierung wurden
Lehrkräfte gekündigt, das Haus des Konservatoriums als „Musik-Meß-
haus“ vermietet und sogar der wertvollste Teil der Bibliothek verkauft, er
wurde der Vereinigung der Freunde der Universität zugunsten des Musik-
wissenschaftlichen Instituts zugeschlagen (heute in den Sondersammlun-
gen der Bibliotheca Albertina). Anscheinend waren diese Maßnahmen und
die Verhandlungen des neuen Direktors relativ erfolgreich, denn die Leip-
ziger Neuesten Nachrichten vermeldeten am Donnerstag, den 5. Juni 1924,
unter dem Titel „Die Gesundung des Leipziger Konservatoriums. Der neue
Direktor“, dass

Max Pauer den an ihn ergangenen Ruf als Studiendirektor der An-
stalt angenommen“ habe, weil „nunmehr die finanzielle Sanierung
des Instituts durchgeführt ist und damit das Konservatorium wie-
der auf gesicherter wirtschaftlicher Grundlage steht.19
Unterstützt wurden diese Maßnahmen von einem neuen Kuratori-

um (früher Direktorium), dem ein erfahrener Geschäftsmann wie Henri

16 Ibid., 120.
17 Ibid., 434.
18 Hochschule Leipzig Archiv, HfM Jg. 1924: „Leipziger Abendpost. Dienstag, den 27.

Mai 1924“. Siehe auch Leipziger Abendpost. Dienstag, den 27. Mai 1924: „Krehl-Fei-
er im Konservatorium. Die musikalische Gedächtnisfeier für den unlängst verstor-
benen Studiendirektor der Anstalt, Stephan Krehl“.
19 Hochschule Leipzig Archiv, HfM Jg. 1924: „Leipziger Neueste Nachrichten. Don-
nerstag, den 5. Juni 1924“.

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