Page 65 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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das konservator ium in br atislava und die ersten dr ei jahr zehnte seiner tätigkeit

In den bewegten Jahren 1939–1949 war die Tätigkeit der Akademie
bzw. des Konservatoriums ungünstig beeinflusst durch die Kriegsgescheh-
nisse und staatspolitischen Veränderungen und die daraus folgenden Kon-
sequenzen für das musikkulturelle Leben überhaupt. Dennoch gelang es,
den guten Schulbetrieb aufrechtzuerhalten, obwohl es z.B. u.a. zu Personal-
veränderungen im Lehrkörper kam und die Zahl der öffentlichen Konzer-
te sich in den Kriegsjahren auf ein Minimum verringerte.

Musikpädagogen
An der Schule wirkten schon im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens mehre-
re herausragende pädagogische Persönlichkeiten, die allgemeinen Respekt
erlangten. Ein charakteristisches Merkmal dieser Periode war, dass Päda-
gogen an die Schule kamen, die ihre musikalische Ausbildung an verschie-
denen mitteleuropäischen Musikinstituten, aber auch in Übersee erworben
hatten und verschiedene methodologische Ansichten zur Unterrichtsme-
thodik mitbrachten. Am deutlichsten äußerte sich das im Klavierfach.

Die Klavierabteilung, eine der künstlerischen und pädagogischen
Stützen der Schule, zählte zu den größten hinsichtlich der Zahl der Studen-
ten und Pädagogen. Die musikalische Bildung der Professoren und Kla-
vierlehrer ergibt in der Zwischenkriegszeit ein bemerkenswert buntes Bild:
Miloš Ruppeldt (1881–1943) studierte in Leipzig bei Josef Pembauer Jr. und
in Argentinien, Emanuela Kajetánová (1873–1934) und Karla Smidžárová
(1872–1927) am Wiener Konservatorium und privat bei Theodor Leschetiz-
ky, Frico Kafenda (1883–1963) in Leipzig bei Robert Teichmüller, Anna Ka-
fendová-Zochová (1895–1977) in Innsbruck bei Josef Pembauer Sr. und in
Prag bei Karl Hoffmeister, Ernest Križan (1893–1975) in Chicago und ex-
tern bei Vilém Kurz und Libuša Svobodová-Adamcová (1900–1961) ebenso
in Brünn bei Vilém Kurz (in der Außenstelle des Prager Konservatoriums).
An der Schule galt zwar ein Rahmenlehrplan, der aber den Pädagogen eine
erhebliche Freiheit in der Unterrichtsmethodik und der Auswahl der Kom-
positionen gewährte.

Unter den Pädagogen des Klavierfaches ragte das Ehepaar Frico und
Anna Kafenda heraus, die mit ihrem professionellen Herangehen auf ei-
nem hohen Niveau die künstlerische Richtung des Instituts bestimmten.
Sie waren zwei ausgeprägte Künstlerpersönlichkeiten und Menschen, die
zwar eng zusammenarbeiteten und sich gegenseitig beeinflussten, jedoch
außer der gemeinsamen Basis, die von der Linie der psycho-physiologi-
schen Klavierschulen ausging, wandte jeder von ihnen sein individuelles

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