Page 62 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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konservator iji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela

Struktur, Organisation, Entwicklung
Das Konservatorium in Bratislava entstand ursprünglich unter der Be-
zeichnung Hudobná škola pre Slovensko (Musikschule für die Slowakei)1
auf die Initiative mehrerer Einzelpersonen hin, bzw. des Vorbereitungsko-
mitees. Am 6. November 1919 wurde die Schule offiziell feierlich eröffnet
und der Schulunterricht wurde schon am 10. November desselben Jahres
1919 begonnen. Es wurde für die Idee plädiert, zu den zwei Konservatorien
in den tschechischen Ländern, in Prag und Brünn, ein drittes in der Slo-
wakei, in Bratislava, zu errichten. Das Ministerium für Schulwesen und
nationale Aufklärung unterstützte zwar diese Idee, aber die Schule sollte
nur auf privater Basis mit teilweiser staatlicher Subvention fungieren. In-
folgedessen wurde sie von dem aus diesem Grund errichteten Musikali-
schen und dramatischen Verein für die Slowakei, bzw. durch dessen Or-
gan, Kuratorium verwaltet. Erst 1941 nach der Verstaatlichung wurde sie
inklusive der Umbenennung als das Staatskonservatorium finanziell völ-
lig abgesichert.2

Trotz der finanziellen Schwierigkeiten und dem Problem mit dem
ungeeigneten Schulgebäude entwickelte sich das künstlerische Profil der
Schule positiv. Zu der erfolgreichen Entwicklung und Tätigkeit der Schu-
le im ersten Dezennium ihrer Existenz trugen zwei Schlüsselmomente bei:
ihre Reorganisation im Schuljahr 1922/23 und die definitive Erteilung des
Öffentlichkeitsrechts im Jahr 1928.

Der erste Direktor der Schule und einer ihrer Gründer Prof. Miloš Rup-
peldt (1881–1943)3 war organisatorisch außerordentlich fähig und half auch bei
der Errichtung weiterer Musikinstitutionen in Bratislava, was ihm jedoch die
Möglichkeit nahm, sich voll auf seine Arbeit als Direktor der Musikschule zu
konzentrieren. Nach drei Jahren wurde deshalb der Komponist, Pianist, Di-
rigent und Pädagoge Frico Kafenda (1883–1963) vom Kuratorium zum neuen
Direktor ab dem Schuljahr 1922/23 gewählt, dessen energisches Herangehen
für die Profilierung der Schule entscheidend war. Kafenda, der am Leipziger

1 Die verschiedenen Namen des Konservatoriums im Laufe seiner Geschichte: 1919
Musikschule für die Slowakei, 1927 Musikalische und dramatische Akademie für
die Slowakei in Bratislava, 1939 Musikalische und dramatische Akademie in Bra-
tislava, 1941 Staatliches Konservatorium in Bratislava, 1960 Konservatorium, 2002
Konservatorium in Bratislava.

2 Zdenko Nováček, 45 rokov Konzervatória v Bratislave (Bratislava: Konzervatórium v
Bratislave, 1965), 30.

3 Štefan Hoza, „Profesor Miloš Ruppeldt, zakladateľ Hudobnej školy pre Slovensko“.
In Pamätnica Konzervatória v Bratislave, 1919–1969, hrsg. von Ján Janičkovič (Bra-
tislava: Tatran, 1969), 12–19.

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