Page 66 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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konservator iji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela

Herangehen an die Schüler an. Vereinfacht ließe sich das als Dominanz der
Rationalität in dem einen und Emotionalität in dem anderen Falle ausdrü-
cken. Keiner von beiden erfasste jedoch seine Klaviermethode in schriftli-
cher Form.

Die Hauptprinzipien des Herangehens von Frico Kafenda hielt sein
Schüler Michal Karin-Knechtsberger schriftlich fest. Karin schrieb unter
anderem:

Im Unterschied von allen meinen Lehrern bestand Kafendas stän-
diges Bemühen darin, seine Schüler nicht nur mechanisch, son-
dern vor allem auch auf psychologische Weise verstehen zu lehren.
Das bedeutete, den Willen, das Empfinden und ihre Beteiligung am
Prozess des Klavierspiels voll zu engagieren.10

Kafenda legte also Nachdruck auf die Effektivität des Unterrichts, auf
die absolute Entspannung des Spielapparates, wo „Fixierung und Entspan-
nung“ (Hand/Arm) sich richtig abwechseln in dem Sinne, dass „die Bewe-
gung das Mittel zum Zweck“ ist.11 Kafenda kann als moderner Pädagoge gel-
ten, der einen Überblick über die neuen psycho-physiologischen Schulen
des Klavierspiels hatte, die auf ausgeglichenen Beziehungen zwischen wis-
senschaftlicher Erkenntnis und musikkünstlerischer Praxis basierten.

Ähnlich bevorzugte auch Anna Kafendová im pädagogischen Prozess
das ernsthafte Herangehen an die Musik als einer Lebensaufgabe, die Lo-
ckerheit des Spielapparates, die Natürlichkeit der Arbeit an der Klaviatur,
die Qualität der Tonbildung, die Durcharbeitung der Ausdruckskompo-
nente und die stilgerechte Interpretation. In den pädagogischen Prozess
übertrug sie zudem auch ihre menschliche Spontaneität, Emotionalität und
Erfindungsgabe, indem sie die Ausdrucks- und inhaltliche Seite der Musik
und die Ausarbeitung eines Musikstücks hinsichtlich der Beziehung zwi-
schen Ganzem und Detail hervorhob. Sie verlangte speziell die Sanglichkeit
der melodischen Linien: „Alles musste leben und singen.“12

Frico Kafenda angesichts seiner weiteren Pflichten (Direktor, Professor
für theoretische Fächer und Komposition, Kammermusiker) erzog eine re-

10 Michal Karin-Knechtsberger, „Moje spomienky na Frica Kafendu – pedagóga“, in
Pamätnica Konzervatória v Bratislave, 1919–1969, hrsg. von Ján Janičkovič (Bratisla-
va: Tatran, 1969), 46.

11 Ibid., 44.
12 Eva Pappová, „Význam metodického prínosu manželov Kafendových pre slovenskú

klavírnu pedagogiku“, in Hudobná výchova a umelecké školstvo v Bratislave, hrsg.
von. Katarína Horváthová (Bratislava: MDKO, 1982), 49.

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