Page 61 - Weiss, Jernej, ur. 2017. Glasbene migracije: stičišče evropske glasbene raznolikosti - Musical Migrations: Crossroads of European Musical Diversity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 1
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„voyage de par is“. chr istian iv. von zweibrücken ...

Eichners Publikationen platzierte der Herzog Erstlingswerke im brodeln-
den Musikleben der französischen Hauptstadt, wobei er im Falle Cramers
dessen musikalische Ausbildung und Perfektionierung über ca. ein Jahr
lang finanzierte.21

Macht sich hier neben dem integrativen Aspekt – Christian geriert
sich wie französische Adlige als Förderer der Musik, dies wird auch durch
(sporadische) musikalische Aufführungen in seinem Hôtel deutlich –22 ein
kulturpolitischer breit – Christian fördert Musiker aus Deutschland, sucht,
ihnen einen Platz im französischen Musikleben zu sichern sowie letztend-
lich „ausländische“ Stilelemente nach Frankreich zu transferieren – so wird
dies durch die Akquisitionen von Notenmaterial durch den Herzog bestä-
tigt (vgl. Anhang II). Denn der Herzog unterstützte durch seine Ankäufe
vor allem deutsche Exilmusiker in Paris wie Henri-Joseph Rigel alias Hein-
rich Joseph Riegel und Valentin Roeser, die teilweise hohe Beträge von ihm
erhielten. Nur wenig profitierten französische Musiker von den Ankäufen,

ai païés, puisque Votre Altesse Serenissime me l’a fait ordonner.“ (D-Mhsa, Kasten
blau 433/2, Umschlag „[Ausriss] qui manquent / [Ausriss] –4–8–9–23– / 1765.“, Nr.
19, Bericht Wilhelm von Pachelbels vom 31. März 1765); Cannabich: „Sur une ­Lettre
de Mr. de fontenet du 23 du Mois dernier d’acquiter toutes les depenses qui concer-
nent la gravure de Six Simphonies que le Sr. Cannabich donne au Public, et de lui re-
mettre quinze Louis pour les frais de Sa route de Paris à Mannheim, je lui ai païé
mardi dernier la Somme de quinze cent quinze Livres et quinze Sols.“ (D-Mhsa, Kas-
ten blau 433/3, Umschlag „1766“, Nr. 11, Bericht Wilhelm von Pachelbels vom 6. Au-
gust 1766); Cramer: „10. le 22. [juillet 1769] pour la gravure des trios de Mr Cramer
cy. 287. [livres] 15. [sols] / 11. pour le Privilége du Roi, et quelques autres menus frais
de gravure. 61. [livres] 16. [sols]“ (D-Mhsa, Kasten blau 405/2, „Compte du Sr Fonte-
net / de l’année / 1769.“); Eichner: „[Juni 1770] Etat des frais de gravure et d’impressi-
on de 6. Grandes symphonies du Sr Eichner cy. 1566. [livres]“; dazu kamen wenig
später die Kosten für das Widmungsexemplar: „payé au Sr Eichner p[our] la r­ elieure
[!] de l’exemplaire de ses symphonies quil à presenté a S.A.S. cy. 30. [livres]“ (ebd.,
„Compte du Voyage / de Paris. / 1770.“); vgl. auch Marianne Reissinger, Die Sinfo-
nien Ernst Eichners (1740–1777) (Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, 1970 (Neue musik­
geschichtliche Forschungen 3)), S. 71–73.
21 Cramer kam mit dem Herzog im Mai 1769 nach Paris und blieb dort bis mindestens
März 1770, vielleicht sogar bis Juli, als der Herzog wieder abreiste (vgl. die Einträge
in D-Mhsa, Kasten blau 405/2). Während der Abwesenheit des Herzogs von Oktober
1769 bis März 1770 erhielt er Unterhaltsgelder: „Mr Cramer pour son Kostgeldt pen-
dant l’absence de S.A.S. du 1.er Xbr. 1769. jusqu’au 3. Mars 1770 a. 6 U.“ (D-Mhsa,
ebd., „Compte du Voyage / de Paris. / 1770.“) Er trat häufig im Concert spirituel auf.
22 1770 fand ein Konzert statt, das evtl. mit der Vermählung des Dauphin mit Marie
Antoinette von Österreich, die eine Woche später am 19. April per procurationem in
Wien stattfand, in Verbindung stand: „no 4. le 12. avril pr un concert que S.A.S. à
donné a l’Hotel. 173.“ (D-Mhsa, Kasten blau 405/2, „Compte du Voyage / de Paris. /
1770.“).

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