Page 108 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2021. Opereta med obema svetovnima vojnama ▪︎ Operetta between the Two World Wars. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 5
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opereta med obema svetovnima vojnama

gewohnheiten eines anderen Mediums zu realisieren“.12 Allerdings fand die
Tatsache, dass ein Großteil dieser Tonfilmoperetten Anfang der 1930er Jah-
re als Internationalisierungsstrategie der Ufa in der Form von Sprachversi-
onsfilmen produziert wurde bislang wenig Beachtung. Wenn Sprachversio-
nen in der wissenschaftlichen Betrachtung des Tonfilms Anfang der 1930er
Berücksichtigung fanden, dann lediglich aus inhaltlich-dramaturgischer
Sicht, ohne jedoch die Musik als maßgeblichen Faktor des Adaptionspro-
zesses in diese Interpretation miteinzubeziehen – ungeachtet der Tatsache,
dass diese über eine wichtige Bedeutung für den frühen deutschen Ton-
film verfügte.13 Es ist in diesem Zusammenhang bezeichnend, dass sowohl
Tonfilmoperette als auch Sprachversionsfilm ihren jeweiligen Höhepunkt
zwischen 1930 und 1933 hatten, weshalb schon aus chronologischer Sicht –
in Ergänzung der produktionsseitigen – eine Verknüpfung eigentlich nahe
läge.14

Das Ziel dieses Aufsatzes ist es nun, die bislang nur marginal beach-
teten Parallelen in der Medialität von Operette und seinem filmischen
Pendant der Tonfilmoperette in einem transnationalen Kontext und un-
ter Einbeziehung entsprechender multimedialer Distributionsproduk-
te (der Tonfilm- bzw. Operettenschlager) aufzuzeigen. Wie Bühnenope-
retten wurden Tonfilmoperetten Anfang der 1930er-Jahre im Rahmen des
Sprachversionsfilms für die internationale Distribution adaptiert und (auch
musikalisch) an lokale Gegebenheiten angepasst. Der Prozess der Adapti-
on ist somit in beiden Fällen trotz des unterschiedlichen Mediums mit bei-
den Genres integral verbunden. Darüber hinaus sollen vor dem Hinter-
grund der Intermedialitätsforschung und den jüngeren Entwicklungen in

12 Christopher Balme, „Theater zwischen den Medien. Perspektiven theaterwissen-
schaftlicher Intermedialitätsforschung“, in Crossing Media. Theater – Film – Foto­
grafie – Neue Medien, Hrsg. Christopher Balme und Markus Moninger (München:
epodium, 2004), zitiert nach Michael Wedel, Der deutsche Musikfilm, 42. Für eine
umfassende Diskussion der Intermedialität der Tonfilmoperette vgl. Wedel, „Mu-
sikfilm und Musiktheater“, 198–207.

13 Vgl. als eine erste und umfassende wissenschaftliche Studie zum Sprachversionsfilm
Chris Wahl, Sprachversionsfilme aus Babelsberg: Die internationale Strategie der Ufa
1929–1939 (München: edition text + kritik, 2009). Bei Wahl bleibt aber im Hinblick
auf dessen filmwissenschaftlichen Hintergrund die Rolle der Musik weitgehend un-
berücksichtigt. Für eine Evaluierung der Monographie Wahls sowie des allgemeinen
Forschungsstands zum Sprachversionsfilm aus musikwissenschaftlicher Sicht, vgl.
Ingeborg Zechner, „Multiple Music Versions? German Sound Film-Operetta and its
Multiple Language Versions for France and Italy“ [in Vorbereitung].

14 Zur Tonfilmoperette vgl. Wedel, „Musikfilm und Musiktheater“, 197, 209 und zum
Sprachversionsfilm vgl. Wahl, Sprachversionsfilme aus Babelsberg, 201–4.

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