Page 170 - Weiss, Jernej, ur. 2017. Glasbene migracije: stičišče evropske glasbene raznolikosti - Musical Migrations: Crossroads of European Musical Diversity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 1
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glasbene migracije: stičišče evropske glasbene raznolikosti

len, von 1939 Jahr zum UdSSR (1941–1944 – die Okkupation des Dritten Rei-
ches), von 1991 – zur unabhängigen Ukraine.

Dadurch lebten hier binnen der fast tausend Jahre zahlreiche natio-
nale Gemeinden, im Laufe der Jahrhunderte von fast 20 Nationalitäten –
ukrainische (oft bezeichnete als ruthenische), polnische, litauische, deut-
sche, armenische, jüdische, tatarische, griechische, italienische, serbische,
schottische, schwedische, tschechische, österreichische, ungarische, rumä-
nische, zigeunerische, russische u. a.1.

Die Eigenart der kulturellen Entwicklung in Galizien hat die geogra-
phische Lage an der Kreuzung der Ost- und Westeuropa gebracht worden2.
Einerseits gab es eine Reihe von wesentlichen Vorteilen, wie eine umfang-
reiche Industrie- und Handelsinfrastruktur, die als Grundlage des mate-
riellen Wohlstandes des Landes diente, und dann war in der Lage, eines
kulturelles Umfeld mit allen entsprechenden Institutionen, darunter zahl-
reichen Gesangsvereinen zu unterstützen. Andererseits, verursachte die-
se »Kreuzung« und relative Abgelegenheit von den großen europäischen
Kulturzentren in Europa bestimmten Provinzialismus der Kultur der Re-
gion. Diese komplizierten Umstände multinationaler Entwicklung bedin-
gen eine gewisse zeitliche Verringerung des dargestellten Themas – bis Jahr
1848.

Einer der ersten Chronisten von Lemberg, Dichter, Historiker und
Bürgermeister der Stadt, ein Armenier von Herkunft, der in polnischer
Sprache auch ukrainische Geschichte beschrieb, Joseph Bartlomej Zimo-
rowicz (1597–1677) hat sein Hauptwerk Leopolis triplex genannt, auf sol-
che Weise drei großen Perioden der Entwicklung der Stadt bezeichnend:
die Zeit der Entstehung, der als ruthenische Periode definiert wurde, die
deutsche Periode (die hauptsächlich von schlesischen Einsiedlern vertreten
wurde, dauerte von 1340 bis in die Mitte des XVI Jahrhunderts) und pol-
nische Periode (die in diesem Buch bis 1633 dargestellt ist)3.

1 Bis heute sind das Gedächtnis an manche von Nationalgemeinden in den Namen der
Straßen bewahrt: Serbische, Ruthenische (Руська), Altjüdische, Armenische usw.

2 Das strikte Zentrum Europas einmal (im Jahr 1887) wurde nicht weit von Lemberg,
in Karpatengebirgen, beim Dorf Dilowe berechnet. Bis heute ist dort die Gedenktafel
mit folgender lateinischer Inschrift bewahrt: Locus Perennis Dilicentissime cum
libella librationis quae est in Austria et Hungaria confecta cum mensura gradum
meridionalium et parallelorum quam Europeum. MDCCCLXXXVII.

3 Bartholomaeus Zimorowicz, „Leopolis Triplex“, іn Unabhängige kulturologische
Zeitschrift „Ji“, 29 (2003): 14–20. [Bartholomaeus Zimorowicz, Leopolis Triplex //
Незалежний культурологічний часопис „Ї“, 29 (2003): 14–20].

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