Page 175 - Weiss, Jernej, ur. 2017. Glasbene migracije: stičišče evropske glasbene raznolikosti - Musical Migrations: Crossroads of European Musical Diversity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 1
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leopolis – lwów – leopoli – lemberg – львів – львов in galizien ...

Dabei demonstrierten die Vertreter Wiener Metropole etwas verächt-
liche Einstellung zum Land Galiziens, ihm den abwertenden Spitzname
„Bärenland“ verleihend, welcher noch bis zum Ersten Weltkrieg erhielt.
Nicht zuletzt darum, um ihre Zugehörigkeit zu europäischer Elite zu be-
weisen, zeigten die Lemberger das besondere Interesse für alle Innovati-
onen in der Musik- und im Theaterkunst.

Ihr künstlerischer Ehrgeiz hat sie gar dazu gezwungen, jede wich-
tigste Leistung in diesem Gebiet, entweder neuste Oper, wie auch frisch ge-
schaffene Vokal-, Chor- oder Instrumentalwerke bald nach der Premiere in
Lemberg darzustellen, außerdem die bekanntesten Künstler – Sänger und
Instrumentalisten – mit den Gastauftritten einzuladen.

Leszek und Teresa Mazepa im Buch „Der Weg zur Musikakademie“
bieten einen Überblick über Konzerte und Theaterleben der Stadt in der
ersten Hälfte des XIX Jahrhunderts, und die Menge, wie auch Vielfalt der
Programme, als auch das Niveau der Interpreten ist beeindruckend: „Unter
den Gastmusikern erster Drittel des XIX Jahrhunderts kann man in erster
Reihe an die Geiger Jacques-Fereol Mazas, Ignaz Schuppanzig, Leo Herz,
Titus Jachimowski, Felix Lipiński, Jozef Bielawski…; die Pianisten Maria
Szymanowska, Jozef Krogulski… die Cellisten Jozef Wagner, Samuel Ko-
sowski, Berngard Romberg…; die Musikfamilie Kątski – den Geiger Karol,
die Sängerin Eugenie, die Pianisten Anton, Apolinari, Stanislaw, … an die
größte Zahl der Sänger und Sängerinnen, wie der Solisten des Lemberger
Theaters, so der Gastmusiker (Angelica Catalagni, Antonina Campi, Sus-
anna Renault, Giovanni Chelli… erwähnen“12.

Wie man merkt, die Gastmusiker kamen sehr häufig aus mehreren eu-
ropäischen Ländern und wichtigsten Kulturzentren, dazu versucht man
immer die besten Kräfte, die berühmtesten Interpreten und Sänger in die
Stadt anzuziehen. Galizien als reiches Handelsgebiet konnte auch neueste
luxuriöse aktuelle künstlerische Innovationen erwerben. Musiksalons und
Musikkollektionen zeugten oft von der hohen sozialen Stellung ihrer Besit-
zer oder von anerkannter Position der Institution.

Aber auch für die festen Stellen im Orchester, im Theater, für den Mu-
sikunterricht in polnischen Adelsfamilien bemühte man um die besten
Fachmänner aus Wien und anderen prominenten Kulturzentren. Dadurch

12 Leszek Mazepa, Teresa Mazepa, Der Weg zur Musikakademie in Lemberg / Lemberg.
T. 1. Von der Zeit der städtischen Musiker zum Konservatorium (Anfang des XV
Jahrhunderts bis zu 1939) (Lemberg: Spolom, 2003), 32. [Лєшек Мазепа, Тереса
Мазепа, Шлях до музичної академії у Львові. Т. 1. Від доби міських музикантів
до Консерваторії (поч. XV ст. – до 1939 р.), (Львів: Сполом, 2003), 32].

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