Page 172 - Weiss, Jernej, ur. 2017. Glasbene migracije: stičišče evropske glasbene raznolikosti - Musical Migrations: Crossroads of European Musical Diversity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 1
P. 172
glasbene migracije: stičišče evropske glasbene raznolikosti

nen, verpflichten wir uns, mit unseren normalen Instrumenten, auf den
Hochzeiten zu spielen“5.

Eine weitere Gruppe bildeten ruthenische Musiker, die die religiöse
Uspenski Bruderschaft (Успіння Богородиці=Mariä Himmelfahrt), 1585
gegründet haben. Sie erreichten 1590 das königliche Privileg für die S­ chule,
bei der Uspenski Bruderschaft gegründet, die in diesem Dokument als
„eine Schule für die Studien septem artis liberalis“ beschrieben wurde6.

Es scheint interessant, das gleich danach, in Jahre 1591, erschien die
Grammatik von Patriarch Jeremija für den „musikalischen Gesang, d.h.
Notengesang“, in der er den Kirchengesang mit den Akkorden, nach den la-
teinischen Regeln empfohlen hat7. Also, auch hier merkt man folgerichtige
Zusammenwirkung der rein nationalen (d.h. mit dem bestimmten Glau-
bensbekenntnis eng verbunden) mit den römisch-katholischen Gesang­
traditionen.

In Lemberg gab es auch eine Vereinigung der jüdischen Musiker. Im
obenzitierten Dokument sind sie hart behandelt: „Item Juden, so viele Mu-
sik spielen, dass niemand bei Banketten zu spielen wagte, bei den Festen
auch nicht, oder bei Hochzeiten, als katholischen, so ruthenischen und ar-
menischen, unter Androhung, die Musikinstrumente abzugeben“8. Aber
bald, schon 1629 nach den erfolgreichen Verhandlungen mit der Musi-
kantenzunft, erhielt die jüdische Gemeinschaft die Erlaubnis, bei verschie-
denen festlichen Anlässen an der Städter - Christen zu spielen.

Wichtige Rolle in Lemberger multinationalem Milieu spielten deutsche
Musiker. Vor allem soll man an Johann Philipp Kirnberger (1721–1783), den
Schüler von J. S. Bach erwähnen. 1742–1754 wirkte er in polnischen Städten,
darunter auch in Lemberg. In Galizien verblieb er ziemlich lang, vermut-
lich von „za. 1750 eine gewisse Zeit an den Hoffen der polnischen Magnaten
Stanislaw Lubomirski, Pininski, Waclaw Rzewuski in den verschiedenen ga-
lizischen Städten und Dörfern... Er erteilte den Unterricht des Cembalospiels
und der Musiktheorie. Außerdem leitete Kirnberger den Chor am Lember-

5 Ibid..
6 Leszek Mazepa, „Musikleben im alten Lemberg (XIII-XVII Jahrhunderte)“, Musica

Galiciana, B. 1. (Rzeszow: Verlag von Rzeszower Universität, 1997), 13–35. [Mazepa
Leszek, „Życie muzyczne dawnego Lwowa (XIII-XVII wiek)“, Musica Galiciana, T. 1
(Rzeszów: Wyd-wo Uniwersytetu Rzeszowskiego, 1997), 13–35].
7 Jaroslaw Isajewytsch, Die Zunfte und ihre Rolle in der Entwicklung ukrainischer Kul-
tur der XVI-XVIII Jahrhunderte (Lviv: Verlag „Wissenschaftlicher Gedanke“, 1966),
42. [Ярослав Ісаєвич, Братства та їх роль у розвитку української культури
XVI-XVIII ст (Львів: Наукова думка, 1966), 42].
8 Skoczek, „Cech muzyczny lwowski w XVI i XVII wieku“, 182.

170
   167   168   169   170   171   172   173   174   175   176   177