Page 133 - Vinkler, Jonatan, in Jernej Weiss. ur. 2014. Musica et Artes: ob osemdesetletnici Primoža Kureta. Koper: Založba Univerze na Primorskem.
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die national-kulturellen beziehungen in lviv/lemberg ...
Zur Zeit sind meistens polnische Musikgesellschaft beschrieben als solche,
mit denen Gerbič unmittelbar mitwirkte. Aber in diesem Zusammenhang
muß man auch ukrainische (ruthenische) Chorvereine als die Repräsentan-
ten der autochthonen Bevölkerung in Betracht ziehen. Der erste bedeutende
ruthenische Amateurenchor (kein Kirchenchor) entstand in Galizien nicht
auf eigene Bedürfnisse, sondern im Zusammenhang mit der Tätigkeit des
Theaters »Ruthenische Unterredung« (Руська бесіда) können die Erschei-
nung der Gesanggesellschaft im Jahre 1863 diesem Theater verdanken. 1870
hat Anatol Wachnjanyn die erste Gesanggesellschaft »Teorban«13 in Lem-
berg gegründet. Die Gesellschaft »organiesiert
1) Musikschule für Instrumental- und Vokalmusik
2) Schule für Harmonie und Kontrapunkt u.s.w.
3) Konzerte
4) Musikreisen durch das Land«14
Wie man sieht, die Gründer der Gesellschaft, zu denen viele Vertre-
ter der ukrainischen Intelligenz ( darunter der bekannte Opernsänger Alek-
sander Myschuga, Julian Zakrewskyj u.a.) gehörten, stellten vor sich die um-
fangreichen Aufgaben, leider aber, für eine richtige Tätigkeit hat die Idee
selbst wenig gereicht. Aus Mangel an Kosten begann die Gesellschaft schon
ein Jahr später zerfallen und bald hat ihre Existenz aufgehört. Aber die Kon-
zerte der Mitglieder der Gesellschaft »Teorban«, sowie der anderen Lem-
berger Sänger haben den Anstoss für die Gründung verschiedener Män-
nerchöre gegeben, deren Mitglieder meistens Seminaristen und Schüler der
Gymnasien waren.
Also Galizien besaß zu dieser Zeit recht intensives Musikleben, das vor
allem viele liebhaberische Gesellschaften verschiedener nationalen Gemein-
den repräsentierten, in erster Linie ukrainischen (ruthenischen) und pol-
nischen, sowie österreichischen, jüdischen, tschechischen und ungarischen.
Auch in der Vergleichung konnte man feststellen, dass der ethische Zweck
und die Existenzformen der ukrainischen Chören und anderen Nationen ei-
nigermassen übereinstimmten, obwohl sich doch wesentlich voneinander un-
terscheideten. Die ruthenischen Chöre sind in ihrer nationalen Umgebung
viel mehr polifunktionierend gewesen und nach den Aufgaben, die sie sich
vorgenommen hatten, getrennt.
13 Teorban – das altukrainische Saiteninstrument.
14 Das Zentrale historische staatliche Archiv in Lviv/ Lemberg, Fond. 362, Beschreibung 1, Sache
196, 7–8, »Satzung der Gesellschaft »Torban«, §§ 1,3, Handschrift in Ukrainisch (siehe Anhang).
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Zur Zeit sind meistens polnische Musikgesellschaft beschrieben als solche,
mit denen Gerbič unmittelbar mitwirkte. Aber in diesem Zusammenhang
muß man auch ukrainische (ruthenische) Chorvereine als die Repräsentan-
ten der autochthonen Bevölkerung in Betracht ziehen. Der erste bedeutende
ruthenische Amateurenchor (kein Kirchenchor) entstand in Galizien nicht
auf eigene Bedürfnisse, sondern im Zusammenhang mit der Tätigkeit des
Theaters »Ruthenische Unterredung« (Руська бесіда) können die Erschei-
nung der Gesanggesellschaft im Jahre 1863 diesem Theater verdanken. 1870
hat Anatol Wachnjanyn die erste Gesanggesellschaft »Teorban«13 in Lem-
berg gegründet. Die Gesellschaft »organiesiert
1) Musikschule für Instrumental- und Vokalmusik
2) Schule für Harmonie und Kontrapunkt u.s.w.
3) Konzerte
4) Musikreisen durch das Land«14
Wie man sieht, die Gründer der Gesellschaft, zu denen viele Vertre-
ter der ukrainischen Intelligenz ( darunter der bekannte Opernsänger Alek-
sander Myschuga, Julian Zakrewskyj u.a.) gehörten, stellten vor sich die um-
fangreichen Aufgaben, leider aber, für eine richtige Tätigkeit hat die Idee
selbst wenig gereicht. Aus Mangel an Kosten begann die Gesellschaft schon
ein Jahr später zerfallen und bald hat ihre Existenz aufgehört. Aber die Kon-
zerte der Mitglieder der Gesellschaft »Teorban«, sowie der anderen Lem-
berger Sänger haben den Anstoss für die Gründung verschiedener Män-
nerchöre gegeben, deren Mitglieder meistens Seminaristen und Schüler der
Gymnasien waren.
Also Galizien besaß zu dieser Zeit recht intensives Musikleben, das vor
allem viele liebhaberische Gesellschaften verschiedener nationalen Gemein-
den repräsentierten, in erster Linie ukrainischen (ruthenischen) und pol-
nischen, sowie österreichischen, jüdischen, tschechischen und ungarischen.
Auch in der Vergleichung konnte man feststellen, dass der ethische Zweck
und die Existenzformen der ukrainischen Chören und anderen Nationen ei-
nigermassen übereinstimmten, obwohl sich doch wesentlich voneinander un-
terscheideten. Die ruthenischen Chöre sind in ihrer nationalen Umgebung
viel mehr polifunktionierend gewesen und nach den Aufgaben, die sie sich
vorgenommen hatten, getrennt.
13 Teorban – das altukrainische Saiteninstrument.
14 Das Zentrale historische staatliche Archiv in Lviv/ Lemberg, Fond. 362, Beschreibung 1, Sache
196, 7–8, »Satzung der Gesellschaft »Torban«, §§ 1,3, Handschrift in Ukrainisch (siehe Anhang).
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