Page 131 - Vinkler, Jonatan, in Jernej Weiss. ur. 2014. Musica et Artes: ob osemdesetletnici Primoža Kureta. Koper: Založba Univerze na Primorskem.
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die national-kulturellen beziehungen in lviv/lemberg ...
hat. Von der aktiven Tätigkeit zeugt die Tatsache, dass es im Laufe nur eines
Jahres 1887 nicht weniger als 205 Orchesterkonzerte für Lemberger Öffent-
lichkeit gegeben hat9. 1893 verliess Fall die Stadt Lviv und dann ging die Tä-
tigkeit des Orchesters immer steiler abwärts, obwohl es auch weiter als städ-
tisches Orchester bis zum Ersten Weltkriege wirkte.

In der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts wurde der Bedarf an die
Entwicklung der Musikkultur noch mehr gewachsen, denn solcher Prozess
hat nicht nur zur Entstehung der neuen engspezialisierten Gesellschaften ge-
bracht, sondern auch die Veränderungen inmitten der Gesellschaften »im
breiten Sinne« bewirkt.

Solche Veränderungen in Richtung gewisser Specialisierung der For-
men sind in den 80-en Jahren im Galizischen Musikverein aufgetreten. Der
polnische Forscher Leon Blaszczyk schreibt »1880 kam es zur Spaltung im
Chor, und danach fand die Sitzung einer Sängergruppe statt, die die Gesang-
gesellschaft »Lutnia« (deutsch: die Laute) gegründet hat«10. Der erste Di-
rektor und Dirigent war Musikant-Amateur, Sekretär des Lviver Magistrats,
Stanislaw Cetwinski.

Die Gesanggesellschaft »Lutnia« begann ihre Tätigkeit zuerst ganz
bescheiden, als ein Männerquartett, aber bald hat guten Nachwuchs gehabt
und bereichert durch die Frauenstimmen, zählte in kurzer Zeit 40–60 Sän-
ger und so konnte die Meisterwerke von den bekannten Komponisten singen.
Im Jahre 1886 entsteht im Rahmen der Gesellschaft eine Musikschule, in wel-
cher Solo- und Chorgesang, Harmonie, Kontrapunkt und Musikgeschichte
unterrichtet wird.

Gerade werden die Chorgesellschaften im Musikleben in Lviv und in
ganz Galizien die bedeutendste Rolle spielen, weil nach ihrem Muster am
Ende des XIX – anfangs des XX. Jahrhunderts die zahlreichen Abteilungen
nicht nur der genannten Gesellschaft »Lutnia«, sondern auch die anderen
kleineren selbstständigen Gesellschaften und Vereinen der kultur-aufklä-
rischen Richtung, oder die Filialen der größeren Institutionen in verschie-
denen Städten Galiziens gegründet sind.

Ende der 80-er Jahren des XIX. Jahrhunderts entstand in Lemberg ne-
ben dem Galizischen Musikverein und der Gesellschaft »Lutnia« folgerich-
tige Sängergesellschaft »Echo«, derer Amateurenchor bzw. ein Männerchor
zu den damals existierenden Chören des Galizischen Musikvereins , der Ge-
sellschaft »Lutnia« u.a. eine ernste Konkurrenz bildet. Der Ideenträger

9 Blaszczyk, Zycie muzyczne Lwowa w XIX wieku. Przeglad Wschodni 1.I, z. 4 (Warszawa, 1991), 722.
10 Ibid.

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