Page 176 - Weiss, Jernej, ur. 2017. Glasbene migracije: stičišče evropske glasbene raznolikosti - Musical Migrations: Crossroads of European Musical Diversity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 1
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glasbene migracije: stičišče evropske glasbene raznolikosti

österreichische, deutsche und tschechische Musiker haben oft den Dienst
bei den polnischen Magnaten erworben, wie auch andere angesehene Amt-
stellen bekleideten.

Auf solche Weise, zum Beispiel, kam nach Lemberg der jüngere Mo-
zarts Sohn, Franz Xawer Wolfgang. Seine Beziehung zu Galizien und Lem-
berg war sehr breit und langfristig: Er lebte in Galizien den größten Teil sei-
nes Lebens, von 1808 bis 1838 (mit den nicht langen dauernden Pausen für
die Gastreisen in anderen polnischen Städten, sowie in skandinavischen
Ländern). 17-jähriger Jüngling kam in die neuerworbene Provinz des Habs-
burger Imperiums auf die Einladung des polnischen Grafs-Mäzene Wik-
tor Baworowski in sein Landgut, Dorf Pidkamin (bei dem Städtchen Roha-
tyn, in der Nähe von Karpatengebirgen), als Musiklehrer seiner jüngeren
Kinder. Bald hat F. X. W. Mozart nach Lemberg umgezogen und wirkte
hier später meistens als Privatmusiklehrer bei den reichen aristokratischen
Familien Janischewski, Potocki, Tschartoryjski (Czartoryjski), Sapiega,
­Baroni von Cavalcabo u. a. Er wurde auch als Kapellmeister des Lember-
ger Theaters tätig.

Aufgrund der Information damaliger Lemberger und Wiener Presse
kann man manche wichtigsten Richtlinien der kultur-aufklärerischen Tä-
tigkeit von Mozart- Sohn darlegen. Besonders wichtige Information gab die
Lemberger kultur-aufklärerische Zeitschrift „Mnemosyne“ (1824–1841). So,
z.B. eine der bedeutendsten Begebenheit in der Musikgeschichte der Stadt
wurde der Abend zum Andenken Wolfgang Amadeus Mozarts, der am 2.
Dezember 1826 im größten griechisch-katholischen (also, ruthenischen)
Jura-Dom stattgefunden hat.

In diesem Abend nahm Chor des neugegründeten Cäcilien-Vereins13
unter der Franz Xavers Leitung und berühmter polnischer Geiger Karol
Lipinski als Dirigent des Orchesters teil. Es war die erste Veranstaltung des
Cäcilien-Vereins, der einen starken Anstoß zur weiteren Entwicklung der
Musikkultur in Galizien gab. Seine Tätigkeit hat den Grund zur Entste-
hung der nächsten Vereine und Gesellschaften solcher Richtung gelegt, in
erster Reihe – zum „Verein zur Beförderung der Tonkunst in Galizien“ (ge-
gründet 1838) und dann, zur Entstehung seines Konservatoriums (1854)14.

13 „Mnemosyne“, no. 102 von 23 Dezember 1826.
14 Luba Kyyanovska, Die Evolution der galizischen Musikkultur der XIX – XX Jahrhun-

derte (Ternopil, Aston, 2000). [Люба Кияновська, Еволюція галицької музичної
культури ХІХ – ХХ ст (Тернопіль: Астон, 2000)]. Leszek Mazepa, „Der erste Mu-
sikverein in Lemberg“, Die Musik 1 (1977): 27–28. [Лєшек Мазепа, Перше музичне
товариство у Львові // Музика, 1 (1977): 27–28]. Lidia Melnyk, „Das Lemberger

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