Page 220 - Stati inu obstati, revija za vprašanja protestantizma, letnik XV (2019), številka 29, ISSN 2590-9754
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povzetki, synopses, ZUSAMMENFASSUNGEN
tury was a period of strengthened piety in the Catholic as well as the Protestant world.
For this reason too, the Enlightenment could then become almost a hundredfold con-
trast to the sort of world that preceded it.

Keywords: the Thirty Years’ War, the Golden Bull of Charles IV, the Peace of
Westphalia

Der Dreißigjährige Krieg
Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) wurde von den Zeitgenossen meistens als
„Deutscher Krieg“ bezeichnet, da sich seine zentralen Schlachtfelder auf dem Gebiet
des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation befanden. Doch hängt sein Aus-
bruch hauptsächlich mit der besonderen Stellung der Länder der böhmischen Krone in
dieser komplexen Staatsstruktur zusammen. In der Goldenen Bulle aus dem Jahr 1356,
dem wichtigsten „Verfassungsdokument“ des Heiligen Römischen Reiches, hat Karl IV.
die Kurfürsten so ausgewählt, dass der König von Böhmen – eine Position, über die er
selbst verfügte – einen großen Vorteil gegenüber allen anderen hatte. Zwei der weltli-
chen Kurfürsten, der Kurfürst von Sachsen und der Kurfürst von Brandenburg, waren
Grenznachbarn des böhmischen Königs, der viel mächtiger war als sie. Drei geistliche
Kurfürsten und der weltliche Kurfürst von der Pfalz im Westen des Reiches waren we-
gen des expansiven Burgunds sozusagen zu einer Bindung an den Kaiser gezwungen.
Die Luxemburger, die die Länder der böhmischen Krone und damit auch die Position
des böhmischen Kurfürsten beherrschten, besaßen auch im Westen des Reiches groß-
räumige Besitzungen. Für alle Kurfürsten in diesem Gebiet waren sie eine wichtige Stüt-
ze und ein Garant für Stabilität.
Da die Luxemburger in männlicher Linie ausstarben, konnten sie die Vorteile nicht
nutzen, welche ihnen bei der Herrscherwahl im Heiligen Römischen Reich die Position
des böhmischen Königs sicherte. Das Gleiche kann auch für ihre unmittelbaren Nach-
folger gesagt werden – wegen kurzer Regierungszeiten (Albrecht II., Ladislaus Postu-
mus), wegen der Vorbehalte religiöser Natur (Georg von Podiebrad) oder wegen der
Beschäftigung mit der Verteidigung Ungarns vor den Türken (Vladislav II. von Böh-
men und Ungarn, Ludwig II.). Die Habsburger dagegen waren sich der außerordent-
lichen Bedeutung der Länder der böhmischen Krone in der Struktur des Heiligen Rö-
mischen Reiches nach der Verabschiedung der Goldenen Bulle seitens Karl IV. voll be-
wusst. Gleichzeitig konnten sie unter allen Wählerstimmen im Wahlkollegium nur die
böhmische für sich gewinnen. Aus diesem Grund hätte die Absetzung von Ferdinand
II. vom böhmischen Thron in der Zeit, als er die Wahl zum römisch-deutschen Kaiser
anstrebte, das Gleichgewicht im Heiligen Römischen Reich völlig verändert. Seine Er-
setzung durch Friedrich V., die jedoch mit einer besonderen Situation in den Ländern
der böhmischen Krone verbunden war, wo ein fragiles Gleichgewicht zwischen Ange-
hörigen verschiedener Religionen herrschte, sicherte den Protestanten die Mehrheit im
Wahlkollegium.

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