Page 226 - Stati inu obstati, revija za vprašanja protestantizma, letnik XV (2019), številka 29, ISSN 2590-9754
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povzetki, synopses, ZUSAMMENFASSUNGEN
ogy of anger, which has paved the way for him to the re-naturalisation of ethics, which
has been traditionally denaturalised or posed against nature. Nietzsche is a joyful mes-
senger, who proclaims war on the centuries-old lie proclaimed to be the truth. For him,
the breakthrough is a necessity, and he clearly warns us that what he is striving for is
the future. What is needed is the breakdown of ideals that embody the untruthful re-
ality. Nietzsche as the educator stubbornly educates us with his contempt for ethics as
an exposition of the will to lie, which denies life, bereaving it of its vitality. There is no
place left for an ethics as slander of, and opposition to life, as decadence. What devital-
izes life, according to Nietzsche, is also the veneration of immortality, which forces the
worshipper to (pay a high price and) die several times even before his own death. What
Nietzsche demands of ethics is to be a genuine advocator of life, and indeed no less than
its eternal Yes.

Keywords: Nietzsche, Luther, anthropology of anger, re-naturalisation of ethics,
Protestantism.

Friedrich Nietzsche – Wie denkt man mit dem Hammer in der Hand
Eines der grundlegenden philosophischen Motive bei Friedrich Nietzsche ist das
Denken mit dem Hammer in der Hand. Es ist ein von Martin Luther übernommenes
Motiv, bei dem Wut, Zorn und Emotionen als Heiler des Lebens aufgefasst werden, die
ihm überhaupt das Denken ermöglichen. Im Beitrag wird insbesondere die Bedeutung
von Nietzsches Anthropologie des Zorns hervorgehoben, die ihm den Weg zur Renatu-
ralisierung der Ethik geebnet hat, die traditionell denaturiert oder gegen die Natur ge-
stellt wurde. Nietzsche ist ein fröhlicher Bote, der einer jahrhundertealten Lüge, die als
Wahrheit verkündet wurde, den Krieg erklärt. Der Durchbruch ist für ihn eine Notwen-
digkeit und er mahnt uns eindringlich dazu, nach der Zukunft zu streben. Die Zerstö-
rung der Ideale, die die unwahre Realität verkörpern, ist erforderlich. Nietzsche als Er-
zieher schult uns hartnäckig mit seiner Verachtung für Ethik als Darstellung des Wil-
lens zur Lüge, der das Leben leugnet und es seiner Vitalität beraubt. Es gibt keinen
Platz mehr für eine Ethik als Verleumdung und Opposition gegen das Leben, als Deka-
denz. Was das Leben devitalisiert, ist laut Nietzsche auch die Verehrung der Unsterb-
lichkeit, die den Verehrer zwingt (einen hohen Preis zu zahlen und) schon vor seinem
Tod mehrmals zu sterben. Was Nietzsche von der Ethik verlangt, ist eine echte Befür-
worterin des Lebens, und damit nichts weniger als sein ewiges Ja zu sein.
Schlüsselwörter: Nietzsche, Luther, Anthropologie des Zorns, Renaturalisierung der
Ethik, Protestantismus.

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