Page 300 - Glasbenopedagoški zbornik Akademije za glasbo v Ljubljani / The Journal of Music Education of the Academy of Music in Ljubljana, leto 12, zvezek 25 / Year 12, Issue 25, 2016
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SBENOPEDAGOŠKI ZBORNIK, 25. zvezek
Aktuelle Herausforderungen
Das österreichische Musikschulwesen ist eng an deren Publikum und dessen
gesellschaftlichen Wandel gebunden, was die Musikschulen zu einem stetigen Umdenken
und Anpassen veranlasst. Unterschiedliche Herausforderungen, welche an die zeitgemäße
Musikschule gestellt werden, sind die Triebfeder für deren Zukunftsgestaltung. Eine
zentrale Herausforderung für Österreichs Musikschulen ist der demografische Wandel,
der sich in den nächsten Jahrzehnten abzeichnet. Michael Seywald,
Landesmusikschuldirektor in Salzburg, beschreibt dies in einem Artikel folgendermaßen:
“Der Anteil der SeniorInnen wird in Österreich von 2012 bis zum Jahr 2030 um 6,1 %
steigen (646.916 Personen). Gleichzeitig wird ein Sinken der Anzahl der unter
19-Jährigen um 1,1 % (541.984 Personen) von 2012 bis 2030 prognostiziert. Wenn die
Musikschulen ihre Stundenkontingente halten können, dann wird die Chance der Kinder,
einen Ausbildungsplatz zu erhalten, höher. [...] Kooperationen mit den Schulen und neue
Angebote an den Schulen werden auch aus diesen Gründen an Bedeutung gewinnen.”
(Seywald, o.J., S. 1) Seywald spricht in diesem Zusammenhang auch von einer
Überbelastung der Jugendlichen durch den zunehmenden Leistungsdruck seitens der
Schule und Eltern. Auch auf dieses Faktum habe aus seiner Sicht die Musikschule
Rücksicht zu nehmen und adäquat zu reagieren. Er verweist auf die Forderung der KOMU
nach einer Anerkennung des Musikschulunterrichts als Bildungsfach. (ebd., S. 2)
Neben dem demografischen Wandel spielen auch die begrenzten finanziellen Mittel eine
zentrale Rolle. Öffentliche Musikschulen sind auf die finanzielle Unterstützung durch das
Land oder die Gemeinden angewiesen. “Obwohl bisher keine verzeichenswerte [sic]
Schließungen und Budgetkürzungen eingetreten sind, heißt das lange nicht, dass der
finanzielle Druck nicht zu spüren ist. Auch in Österreich ist von der Notwendigkeit der
wirksamen Öffentlichkeitsarbeit die Rede, auch hier ist die Aufforderung an die Politik
wiederholt zu hören, für die Sicherung der Musikschularbeit zu sorgen.” (Ardila-Mantilla,
2012, S. 33) Eine mögliche Lösung zur Beibehaltung des hohen musikpädagogischen
Anspruchs bei stagnierenden finanziellen Mitteln ist durch die Tendenz der
Musikschularbeit hin zu Gruppenunterricht und flexiblen Unterrichtsformen erkennbar,
durch die mehr Schülerinnen und Schüler erreicht werden können. (ebd., S. 34)
Herausforderung Ganztagsschule
Mehrfach taucht in der Literatur zu aktuellen Entwicklungen der Musikschulen die
Thematik der Veränderungen im Bildungssystem auf. (Seywald, o.J., S. 3-4;
Ardila-Mantilla, 2012, S. 34) Die bildungspolitische Ausrichtung der letzten Jahre hin
zum Ausbau von ganztägigen Schulformen bringt in erster Linie problematische
Umstände und in weiterer Folge einen Umorientierungsprozess der Musikschulen mit
sich. Durch längere Unterrichtszeiten in den Schulen und damit einhergehend die
teilweise Integration der Freizeitgestaltung in die Schulzeit verkürzt dies mögliche
Unterrichtszeiten der Musikschule drastisch. Schülerinnen und Schüler, welche bis in den
späten Nachmittag hinein ihre Zeit in der Schule verbringen, könnten erst danach ihren
Instrumental- bzw. Gesangsunterricht an den Musikschulen erhalten. Die Musikschulen
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Aktuelle Herausforderungen
Das österreichische Musikschulwesen ist eng an deren Publikum und dessen
gesellschaftlichen Wandel gebunden, was die Musikschulen zu einem stetigen Umdenken
und Anpassen veranlasst. Unterschiedliche Herausforderungen, welche an die zeitgemäße
Musikschule gestellt werden, sind die Triebfeder für deren Zukunftsgestaltung. Eine
zentrale Herausforderung für Österreichs Musikschulen ist der demografische Wandel,
der sich in den nächsten Jahrzehnten abzeichnet. Michael Seywald,
Landesmusikschuldirektor in Salzburg, beschreibt dies in einem Artikel folgendermaßen:
“Der Anteil der SeniorInnen wird in Österreich von 2012 bis zum Jahr 2030 um 6,1 %
steigen (646.916 Personen). Gleichzeitig wird ein Sinken der Anzahl der unter
19-Jährigen um 1,1 % (541.984 Personen) von 2012 bis 2030 prognostiziert. Wenn die
Musikschulen ihre Stundenkontingente halten können, dann wird die Chance der Kinder,
einen Ausbildungsplatz zu erhalten, höher. [...] Kooperationen mit den Schulen und neue
Angebote an den Schulen werden auch aus diesen Gründen an Bedeutung gewinnen.”
(Seywald, o.J., S. 1) Seywald spricht in diesem Zusammenhang auch von einer
Überbelastung der Jugendlichen durch den zunehmenden Leistungsdruck seitens der
Schule und Eltern. Auch auf dieses Faktum habe aus seiner Sicht die Musikschule
Rücksicht zu nehmen und adäquat zu reagieren. Er verweist auf die Forderung der KOMU
nach einer Anerkennung des Musikschulunterrichts als Bildungsfach. (ebd., S. 2)
Neben dem demografischen Wandel spielen auch die begrenzten finanziellen Mittel eine
zentrale Rolle. Öffentliche Musikschulen sind auf die finanzielle Unterstützung durch das
Land oder die Gemeinden angewiesen. “Obwohl bisher keine verzeichenswerte [sic]
Schließungen und Budgetkürzungen eingetreten sind, heißt das lange nicht, dass der
finanzielle Druck nicht zu spüren ist. Auch in Österreich ist von der Notwendigkeit der
wirksamen Öffentlichkeitsarbeit die Rede, auch hier ist die Aufforderung an die Politik
wiederholt zu hören, für die Sicherung der Musikschularbeit zu sorgen.” (Ardila-Mantilla,
2012, S. 33) Eine mögliche Lösung zur Beibehaltung des hohen musikpädagogischen
Anspruchs bei stagnierenden finanziellen Mitteln ist durch die Tendenz der
Musikschularbeit hin zu Gruppenunterricht und flexiblen Unterrichtsformen erkennbar,
durch die mehr Schülerinnen und Schüler erreicht werden können. (ebd., S. 34)
Herausforderung Ganztagsschule
Mehrfach taucht in der Literatur zu aktuellen Entwicklungen der Musikschulen die
Thematik der Veränderungen im Bildungssystem auf. (Seywald, o.J., S. 3-4;
Ardila-Mantilla, 2012, S. 34) Die bildungspolitische Ausrichtung der letzten Jahre hin
zum Ausbau von ganztägigen Schulformen bringt in erster Linie problematische
Umstände und in weiterer Folge einen Umorientierungsprozess der Musikschulen mit
sich. Durch längere Unterrichtszeiten in den Schulen und damit einhergehend die
teilweise Integration der Freizeitgestaltung in die Schulzeit verkürzt dies mögliche
Unterrichtszeiten der Musikschule drastisch. Schülerinnen und Schüler, welche bis in den
späten Nachmittag hinein ihre Zeit in der Schule verbringen, könnten erst danach ihren
Instrumental- bzw. Gesangsunterricht an den Musikschulen erhalten. Die Musikschulen
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