Page 179 - Weiss, Jernej, ur. 2017. Glasbene migracije: stičišče evropske glasbene raznolikosti - Musical Migrations: Crossroads of European Musical Diversity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 1
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leopolis – lwów – leopoli – lemberg – львів – львов in galizien ...

zum Tod (1834) wohnte Nanke in der Stadt Peremyschl (polnisch Przemy-
sl), 80 Kilometer von Lemberg entfernt, unterrichtete an der gesang-geist-
lichen Schule (Institutum cantorum und magistrorum sholae), und führte
einen Chor am griechisch-katholischen Kathedrale. Bei ihm studierte,
z. B., der bekannte ukrainische Komponist, Autor des Nationalhymnus
­Mychajlo Werbytskyj (1815–1870). Er selbst schrieb die Kirchenmusik in der
Manier von Bortnianskyj21.

Obenerwähnte Musiker aus den mehreren europäischen Ländern
bilden nur ein kleiner Teil der Liste von bedeutenden Neuankömmlin-
gen, also, nicht-polnischen und nicht-ruthenischen Musikern, die eigen-
artige galizische Musikkultur in erster Hälfte des XIX Jahrhunderts nicht
nur einfach bereicherten, aber im großen und ganzen auch nach den alleu-
ropäischen Kunstmustern bildeten: das Repertoire und ästhetische Präfe-
renzen, die Institutionen bzw. die Musikvereine und die Musikausbildung,
die Musikbücherei22 und öffentliche musikalische Veranstaltungen verdan-
ken hier ihren Aktivitäten.

Wenn jetzt ihre wichtigsten Leistungen kurz summieren, bekommt
man folgendes zusammenbesetztes Bild:
– J. X. Elsner – erste reguläre „Musikalische Akademie“ (1796)
– F. X. Mozart – Gründung des Cäcilien-Vereins (1826)
– J. Ruckgaber – Gründung des Vereins der Musikfreunde (1838)

und des Konservatoriums (1853)
– J. Baschny – Führung der Musikbälle (1830–1844)
– J. G. A. Gallus-Mederitsch – werte Noten- und Büchersammlung

(bis 1836)

21 Jewhen Cehelski, Tscheche und die galizisch-ukrainische Musik im XIX Jh. (Die Zu-
sammenhänge), Handschrift der Doktordissertation (Prag, 1936). [Eugen Cehel-
ski, Češi a galicijský-ukrajinské hudby v 19. století. Vztah, Rukopis disertační práce
(Praha, 1936)]. Zynowij Lyssko, Die Pioniere der Musikkunst im Galizien (Lemberg
– New York: Iwanna und Marian Kotz-Verlag, 1994). [Зиновій Лисько, Піонери
музичного мистецтва в Галичині (Львів-Нью-Йорк, вид-во Іванни і Мар’яна
Коць, 1994)]. Fedir Steschko, Die tschechischen Musiker in ukrainischer Kirchenmu-
sik (Prag, 1935) [Fedir Steško, Česti hudebnici v ukrainské hudbě (Praha, 1935)].

22 Der Verleger erster Lemberger Zeitung in Französisch „Gazette de Leopol“ (1776)
und der Besitzer erster Bücherei in der Stadt, wo auch die Noten verkauft wurden,
war der Österreicher Anton Piller, der bedeutendste Buch- und Notenhändler – auch
der Deutsche, Karl Wild.

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